Das Jahr beginnt ganz gewöhnlich. Zum Athletikwettkampf der Seglerjugend MV reisen wir nach Dorf Mecklenburg und treten im Kastenbummerang- und Linienlauf, Medizinballstoßen,Hock-Streck-Sprüngen usw. gegen die jungen Segler/innen aus den anderen Vereinen aus ganz Mecklenburg-Vorpommern an. In einigen Altersklassen gelingen Podiumsplätze.

Beim jährlichen Fußballturnier des SVMV in Marienehe beweisen wir, dass unsere Stärken dann doch eher auf dem Wasser liegen. Der Teamgeist ist jedoch wie immer groß.

Während im Februar bereits alle mit Hufen scharren, finden die ersten
Trainingslager in den Winterferien z.B. in Palamos (Spanien) und in
Hyerés (Frankreich) statt. Unserem Ausnahmetalent Carl Krause gelingt
zunächst ein souveräner Sieg bei der „31. International Vila de Palamos
Optimist Trophy“ und anschließend ein nicht minder beeindruckender 3.
Platz bei der „Trofeo Cesar Manrique“ in Arricife/Lanzarote. Sein Rückflug
nach Hause verzögert sich durch einen Sandsturm um einen Tag. Doch
die anschließende Zwangspause für alle soll deutlich länger ausfallen…!

Im März dann die Vollbremsung dank Corona. Kurz vor dem gemeinsamen Arbeitseinsatz der Jugend mit dem „Großverein“ wird auch MV von der ersten Welle erreicht und neben dem Unterricht in den Schulen sind auch alle Sportvereine fürs Erste stillgelegt. Recht schnell wird klar: In diesem Jahr wird es kein Ostertrainingslager in Slowenien geben. Auch das in diesem Jahr zum ersten Mal in Rostock geplante gemeinsame Trainingslager der Cadet-Klasse kann nicht stattfinden.

Der April ist geprägt vom Abwarten. Die Wintersaison für beendet zu erklären war noch einfach. Nun bei schönstem Frühlingswetter noch nicht aufs Wasser gehen zu können schmerzt aber. Im Hintergrund laufen die Bemühungen irgendwie eine Genehmigung vom Gesundheitsamt zu bekommen. Was könnte eine bessere Quarantäne bieten, als allein im Opti zu segeln? Aber natürlich dürfen sich die Gruppen auch an Land nicht treffen, also wird’s schwierig mit dem Umziehen usw.

Ende April dann der Durchbruch. Dank eines überzeugenden Hygienekonzepts dürfen die Kinder aufs Wasser. Zunächst starten die Leistungsträger in den Stadtkadergruppen, kurze Zeit später dürfen auch die Nachwuchstrainingsgruppen wieder in die Boote. Die Bedingungen sind streng. So werden aus fünf Trainingsgruppen an vier Tagen pro Woche drei bis vier Trainingseinheiten pro Tag an sieben Tagen pro Woche in kleinen Gruppen von maximal fünf Kindern. Die
Kinder (und auch die Eltern) sind sehr dankbar, wieder raus zu dürfen und erscheinen teilweise schon vormittags zum Training. Der Distanzunterricht
macht‘s möglich. (Manche sollen zwischendurch sogar nur kurz zum Video-Unterricht an Land gekommen sein).

Bis zu den Sommerferien ziehen wir dieses Pensum durch. Jede Woche sieht anders aus, denn auch die ehrenamtlichen Trainer haben ungewöhnliche Stundenpläne und jede/r muss sehen, was wann und wie möglich ist. Im Schnitt verdoppeln die Trainer ihren zeitlichen Einsatz und es gibt doodle-Listen und wöchentliche Online-Trainersitzungen um die Organisation von 50 Kindern und 12 Trainern unter einen Hut zu bekommen.

An Regatten ist zunächst nicht zu denken. Alle sind froh, überhaupt aufs Wasser zu können. Dennoch bereiten wir unseren Nordwasser Pokal für Mitte Juni vor. Die Pläne sind groß, u.a. soll es einen zweiten Kurs für die schnellen 29er geben. In regelmäßigen Online-Sitzungen wird organisiert, diskutiert und immer wieder stellen wir uns die Fragen: Dürfen wir? Was ist möglich? Werden die Beschränkungen rechtzeitig gelockert? Normalerweise erwarten wir rund 150 Sportler/innen plus Begleitung. Kommen wir um eine Teilnehmerbeschränkung herum?
Am Ende sind wir mit unserem gesetzten Termin vermutlich zwei Wochen zu früh und die anderen Veranstaltungen drum herum lassen kein Verschieben zu. Wir müssen schweren Herzens absagen und so landen unsere Pläne in der Schublade fürs nächste Jahr.

Stattdessen können wir aber das Schnuppersegeln nachholen. Eigentlich für Anfang Mai geplant, ist die Anmeldeliste in diesem Jahr schon seit März voll. Das erste Mal seit Jahren müssen wir eine ernsthafte Warteliste anlegen (die sich bis heute nicht leert). Kurz vor den Sommerferien ist es dann so weit und sechs neue Segler/innen treten in den Verein ein, finden Freude an unserem schönen Sport und bleiben dabei. Das Rad dreht sich weiter.!

Auch bei den „Alten“ tritt so etwas wie Normalität ein. Das Kranen der Boote konnte im Mai nachgeholt werden. Ab Ende Juni starten dann die Freitagsregatten – ohne Landprogramm, aber immerhin. Mit dabei auch unser Jugendschiff „Blue Bird“. Die Crew kommt gut aus den Startlöchern und sichert sich gleich den 1. Platz beim „Midsummer Cup“. Über Nacht geht es von Warnemünde rund Fehmarn nach Kühlungsborn. Am Ende steht nicht nur der Gruppensieg, sondern auch die Führung in der Gesamtwertung nach Yardstick. Die Sommerpause der Freitagsregatten kommt gefühlt zu früh, aber irgendwann wollen die Organisatoren ja auch mal Urlaub machen.

Über die Sommerferien wird so mancher Umstieg in die Jugendbootsklassen vollzogen. Meisterschaften im Opti gibt es ja grad eh nicht mehr zu segeln. Unser Sommertrainingslager, zu dem traditionell alle Trainingsgruppen des Vereins von jung bis alt zusammenkommen, darf in der Form nicht stattfinden. Stattdessen wird in kleinen Gruppen in Rostock gesegelt. Die Cadets zieht es für ein paar Tage nach Rechlin. Der Opti-Stadtkader nutzt die Regatta-freie Zeit zu einer Segelwandertour von Stralsund rund Hiddensee. Die Tour mit einem ehemaligen Marine-Kutter als Begleitboot und Mutterschiff findet große Beachtung auch in der Klassenvereinigung. Am Ende steht das Fazit: Das sollten wir wieder machen!

Die Sommerferien enden früh. Bereits Anfang August beginnt das neue Schuljahr und damit auch so etwas wie das „neue Normal“. An Großveranstaltungen wie die Hanse Sail ist nicht zu denken, was unserer Jugendkasse einen schweren Schlag versetzt. Aber die ersten Regatten auch im Jugendbereich dürfen wieder stattfinden. Ebenso ist das Wochentraining wieder in normaler Gruppenstärke erlaubt, die verschiedenen Trainingsgruppen beginnen aber zeitversetzt, um die Hygienemaßnahmen an Land einhalten zu können. Für unseren Jugendtörn, zu dem in jedem Jahr die erwachsenen Vereinsmitglieder die Kinder und Jugendlichen auf ihre Schiffe zu einem Wochenendtörn einladen, reicht es aber noch nicht. Die Veranstaltung, die neben dem gemeinsamen Arbeitseinsatz, Sommertrainingslager und Weihnachtsfeier ein Herzstück der RSC-Philosophie ausmacht, wird schmerzlich vermisst, aber in diesem Jahr war schon so vieles anders.

Die Landesjugendmeisterschaften werden Anfang Oktober in Greifswald nachgeholt. Auf beeindruckende Weise zeigen die Greifswalder, wie man mit einem stimmigen Konzept und disziplinierten Teilnehmern und Betreuern auch eine solche Großveranstaltung durchführen kann. Auf dem Wasser läuft es gut für uns. Carl Krause – inzwischen umgestiegen in den 29er – fährt mit seinem Vorschoter Max Georgi mit einer fehlerlosen Serie auf Rang 1. In der U10-Wertung der Optis gewinnt Emil Schimanski, insgesamt erhalten wir den zweiten Platz der Vereinswertung.

Schlechter sieht es hingegen für unsere Senatorenregatta aus. Während auch hier in jedem Jahr sportliche Höchstleistungen auf dem Wasser abgeliefert werden, besteht ein nicht minder großer Teil dieser Veranstaltung aus dem anschließenden Zusammenkommen an Land in aller Gemütlichkeit und Nähe. Auch das darf in diesem Jahr nicht sein, sodass wir diese Pflichtveranstaltung sehr schweren Herzens absagen müssen.

Im Herbst verschlechtert sich dann auch die Pandemielage wieder. Im November-„Lockdown Light“ soll der Sport für Kinder und Jugendliche weiter möglich sein. So sieht man noch weit nach der Zeitumstellung mindestens am Wochenende hartgesottene Segler/innen auf der Warnow. Irgendwann ist dann auf dem Wasser aber auch wirklich Schluss und wir wechseln saisonbedingt wieder die Sportart. Ein neues Hygienekonzept fürs Wintertraining ist notwendig. Fortan findet Theorie-Unterricht vorrangig wieder online statt, das Athletiktraining wird Großteils individuell oder draußen durchgeführt.

Im Dezember folgt dann schließlich der erneute Lockdown und es wird ruhig im RSC. Die Weihnachtsfeier war schon abgesagt und nun gehören unsere Stege und die Slip wieder allein der Schwan-Familie. Wir warten aufs neue Jahr.