Eine Veranstaltung, die sich längst überregionaler Bekanntheit erfreut; selbst aus dem fernen Kühlungsborn reisen inzwischen Yachten an, um im herbstlichen Hafen zu Gedser Geflügel unklarer Herkunft zu verzehren.
"Wellness für Herren", "Völkerverständigung" und "Segelkultur" - diese Schlagworte beschreiben die von Frank Schuberth und Gunnar Voigt ersonnene Spätherbst-Beschäftigung am besten. Was im Jahre 2000 als Besuch bei dänischen Freunden mit zwei Vierteltonnern begann, hat sich zu einer amtlichen Flottillenfahrt mit 17 Booten ausgewachsen.
Prognostiziert waren regnerische 25 Knoten Wind aus Nord - aber angesichts der regen Beteiligung hatte der Wettergott ein Einsehen und es reichte für einen Anlieger auf Klintholm/Gedser Odde; Arel und mir reichten zwei Holer so ca. 3 Meilen vor Gedser, um das Ziel zu erreichen. Der Wind wehte anfangs frisch, später mäßig.
Unterwegs gab es viel zu sehen; gleich hinter den Molenköpfen konnte man einen Prototyp der "Dehler 30 OD" auf Meß- und Kontrollfahrt beobachten. Die Herren von "Speedsailing" hatten Segelmacher an Bord - Teil der laufenden Optimierungsarbeiten vor Serienstart.
Außerdem wurden wir mitten in der Kadettrinne für mehrere Minuten von einem Rudel/Schwarm, einer Herde/Gruppe/Horde Schweinswale begleitet; wie immer hatte es sich bewährt, die possierlichen Säuger mit dem Geruch von Wodka und Cola anzulocken.
Erwähnenswert noch, daß wir als Spätstarter nicht einen einzigen Tropfen Regen abbekamen; ein Umstand, der wesentlich zur guten Stimmung während der Überfahrt beitrug.
Das Broilerfassen im "Havnekroen Gedser" bei Solveig verlief unspektakulär und ohne Ausfälle, was für ein gewachsenes Verantwortungsbewusstsein der Teilnehmer spricht. Zur Erleichterung aller erreichte auch die "Warnow" kurz nach dem Tischgebet die festlich gedeckte Tafel.
Anschließend sollte die Frage geklärt werden, ob die "Dehler 30 OD", die mit zwei Prototypen die Veranstaltung bereicherte, tatsächlich in der Lage ist, 30 Leute zu tragen. Allerdings hatten das den Broilern beigestellte Feierabendbier und der Tag auf See dafür gesorgt, das hier und da die Konzentration von Bord ging. So wurde dieser - doch wesentliche - Punkt auf der Agenda verpasst. Statt dessen: Gegenseitiges Besuchen und Hocken unter Deck/im Cockpit, um Lösungsmittelreste der vergangenen Saison fachgerecht zu entsorgen. Zwischenzeitlich waren bei uns 18 Personen an Bord; leider war es mir angesichts der Fülle an Personen unter Deck und im Cockpit nicht möglich, das Boot zu verlassen, um mal nach dem Wasserpass zu schauen...
Es folgte ein gesunder Nachtschlaf bei angenehmen Außentemperaturen. Arel war so heiß, daß er den an Bord befindlichen Keramiklüfter auf Umluft ohne Heizfunktion stellte - derartiger Übermut wurde beim Wachwerden prompt mit einer Raureifschicht auf dem Oberarm bestraft!
Weihnachten ist nahe, wenn ich an einem Sonntag-Morgen im November leicht fröstelnd "4711" eingeben muß, um mich zu erleichtern.
Und wenn es mir im ersten Anlauf nicht gelingt, festen Stuhl zu formen.
Nach dem Frühstück folgte die Abreise bei herrlichstem Wetter und leichtem Wind, der diesmal deutlich westlicher kam und ein Segeln mit offenen Schoten erlaubte. Zudem war auch die garstige Welle vom Vortag weg und so konnten bei uns über weite Strecken der Einarmige an die Pinne, der uns gegen 12:50 Uhr an den Warnemünder Molenköpfen ablieferte. Genau bis zum Seekanal reichte der Wind; dann ging der Motor an und es wurde aufgeräumt.
Außenstehende mögen das Segeln auf der Ostsee im November für ein fragwürdiges Vergnügen halten; aber was wissen schon Außenstehende!?
P.S. Danke an Schubi und Mone für die Orga, besonders für die Auswahl des Wetterfensters.