Sie richtete sich, wie in den Vorjahren, an Opti-Segler, die nach knapp drei Wochen Ferien etwas gegen Langeweile tun wollten und an fortgeschrittener Untersegelung litten. Ferienspiele unter Segeln.
16 Kinder fanden sich nach und nach in Altefähr ein, um mit den Schulungs-Optis der Rostocker Vereine, einem Marine-Kutter, einem Rib und einem Folkeboot ein amtliches Geschwader zu bilden. Ein Großteil der Kinder hatte Erfahrungen aus den Touren der vergangenen Jahre und so konnte eine längere Route durch den Greifswalder Bodden geplant werden.
Die erste Nacht wurde auf dem Segelboden der Segelschule „Sail & Surf“ verbracht, leider war der Kutter kurz vor Übernahme von der vorherigen Crew auf Dreck gesetzt worden und neben einem amtlichen Ruderschaden hatte sich das aufholbare Schwert in ein Foil verwandelt.
Widrigkeiten sind allerdings nur Chancen und so machte sich Knut von der Segelschule sofort bei Eintreffen des Havaristen an die Reparatur und es konnte am nächsten Morgen eine Reise angetreten werden, die die Kinder sicherlich nicht vergessen werden.
Am frühen Abend wurde mit Stahlbrode das erste Etappenziel erreicht. Dort begann das Prozedere, das die folgenden Tage in Fleisch und Blut übergehen sollte: Aufbauen der Zelte, Vorbereiten der Kojen in den Begleitbooten, Abendbrot und gegen 22.00 Uhr konnten alle endlich in ihre Schlafsäcke krabbeln.
Am zweiten Tag erfolgte um 7.00 Uhr das Wecken und nach einem ausgiebigen Morgen-Mahl mussten alle Zelte und Schlafsäcke sowie Klamotten wieder wasserdicht auf den Begleitbooten verstaut werden.
Das zweite Etappenziel war der „Segelverein Lancken Granitz e.V.“ in Seedorf, es wurde westlich an der Insel Vilm vorbei gesegelt, um eine Option zu haben, evtl. nach Lauterbach abzulaufen. Die stellte sich allerdings als nicht notwendig heraus, alle blieben wohlauf.
In Seedorf angekommen, hieß es wieder: Abriggen, Abladen, Unterkünfte herrichten, Essen zubereiten und um 22.00 Uhr hing die Hose kalt am Bett.
Am Sonntag, den 24. Juli, wurde der Standort in Seedorf beibehalten und die Kinder segelten in den Selliner See. Der Segelverein organisierte unter der Leitung des Vorsitzenden eine Regatta mit zwei Wertungsläufen und am Abend nach dem Grillen wurden alle bei einer kleinen Siegerehrung ausgezeichnet.
Am Montag hieß es wieder „Klarmachen der Boote“, Gager war als nächstes Ziel im Visier und sollte den östlichsten Punkt dieser Reise bilden.
Nach etwa 5 Meilen legten Kutter und Folkeboot an, die Optis segelten noch zwei Stunden vor dem Hafen und die Betreuer sondierten die Lage. Wo können die Zelte aufgebaut werden, wo ist Platz für die Optis? Nachdem dies geklärt war, wurden die Kinder in den Hafen geholt und das Spiel der Vortage wiederholte sich. Da das Wetter es gut meinte, war das Lager dieses Mal bereits gegen 16.00 Uhr errichtet. Eine besondere Erwähnung verdient der Hafenmeister von Gager: Wenn alle Menschen so hilfsbereit und zuvorkommend wären, wäre diese Welt eine bessere!
Da inzwischen satte vier Tage seit dem letzten Besuch eines Konsums vergangen waren, überfielen die Kinder den örtlichen Supermarkt und plünderten mit städtischer Kaufkraft den kompletten Vorrat an Gummibärchen und ähnlichen Segnungen der modernen Lebensmittelchemie.
Danach begab sich Heinrich mit den Kindern zu einer Wanderung in die Zickerschen Berge – ein Unterfangen, daß bei einigen Kindern ob der Anstrengungen für Nahtod-Erfahrungen sorgte. Nach Tagen im Boot hatte eine erkleckliche Verkümmerung des Schreitapparates eingesetzt.
Gegen Abend zog dann eine Gewitterfront auf und ab ca. 18.30 Uhr gewitterte und regnetete es, mit nur kurzen Unterbrechungen, für fünf bis sechs Stunden.
Am nächsten Morgen war dann alles klatschnass und die auf der Uhr stehenden 6 bis 7 Bft aus West liessen ein Erreichen des nächsten Etappenziels Lauterbach als eher unwahrscheinlich erscheinen.
8 Meilen gegenan bedeuten im Opti 5 bis 7 Stunden Segelei, aber als sich gegen 11.00 Uhr der Wind ein wenig abschwächte, nahmen sich die Kinder die Kreuz bei nunmehr 20 Knoten aus WNW vor die Brust.
Nach 6 Stunden erreichten alle – völlig platt aber stolz auf ihr Durchhaltevermögen – das Ziel in Lauterbach.
Am Mittwoch wurde ein seglerischen Ruhetag eingelegt und alle machten sich auf den Weg des Fürsten zu Putbus. Besonders Highlight: Am Abend bereitete Daniel seinen lang angekündigten Kaiserschmarren zu.
Die ortsansässige Segelschule lud zum Mitsegeln der Mittwochsregatta ein; auf die Frage, wer denn möchte, meldeten sich alle. Es wurden allerdings nur drei Pferde ins Rennen geschickt und am Ende segelten unsere Kids die anderen Teilnehmer in Grund und Boden – zumindest nach den Regeln des Vergütungssegeln. So ein Opti ist mit einem Yardstick von 117 bei glattem Wasser schwer zu schlagen!
Donnerstag 28.7., nächstes Etappen-Ziel: Der Hafen Puddemin. In Rekordzeit wurden Zelte abgebaut und alles verladen; gegen 8.30 waren die Kinder bei leichtem Wind unterwegs.
Die Betreuer auf den Begleitbooten verluden den Rest und machten sich auf den Weg – Höhe Palmer Ort konnten die Optis eingeholt werden.
Es folgte eine lange Kreuz den Strelasund hinauf und gegen 17.30 Uhr erreichten alle das Ziel
Nach dem gewohnten Programm des Abladens wurden Zelte und Kojen gebaut und das Abendessen zubereitet. Nachtruhe dieses Mal bereits um 21:45 Uhr, ein Großteil der Teilnehmer zeigte echt Schwäche und besuchte bereits Minuten nach dem Einnehmen der Horizontale das Traumland.
Am nächsten Tag ging es bei herrlichsten Segelbedingungen zurück in den Ausgangshafen nach Altefähr. Hier erwartete uns ein besonderes Abendprogramm, denn drei Kinder wurden aus dem Opti verabschiedet; sie werden in Zukunft im 420er oder im Laser unterwegs sein.
Zuvor mussten die Optis noch verladen werden und in die Trainingslager der Vereine nach Greifswald (RSC92) oder nach Penemünde (WSC) gebracht werden.
So stand am letzten Tag noch eine 100% Opti-freie Tour nach Hiddensee auf dem Plan. Da die Wetterlage östliche Winde vorhhersagten, entschieden wir, das Folkeboot bis Höhe Leuchtfeuer Neuendorf/Hiddensee zu begleiten. Dort nahm es dann den Weg nach Westen Richtung Warnemünde. Der Kutter hingegen drehte bei und kehrte – von den Kindern abwechselnd gesteuert – nach Altefähr zurück.
Nun musste nur noch der Kutter wieder aufgeräumt und übergeben, sowie das Schlauchboot geslippt werden; die letzte Nacht in Altefähr lag vor uns.
Nach einem ausgiebigen Frühstück am nächsten Morgen wurden alle Kinder abgeholt und traten die Heimreise an.
Am Ende war es eine tolle Wandertour mit dem Ziel, die Gemeinschaft zusammen zu führen und täglich 6 bis 8 Stunden zu segeln. Es wurden 100 NM in 9 Tagen abgespult und der ein oder andere wird den Greifswalder Bodden, Mönchgut und Altefähr auf ewig in sein Herz geschlossen haben.
Wir danken allen Vereinen, Hafenmeistern der einzelnen Stationen und natürlich Christian, Heinrich, Daniel und Tim für die Unterstützung.
Uwe Ochmann